Eine aktuelle Studie von Forschern an der City, University of London und der Universität der Balearen lässt darauf schließen, dass Tänzer emotional empfindsamer sind als wir anderen. Die in der wissenschaftlichen Zeitschrift Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance veröffentlichte Untersuchung zeigt auch, dass Tänzer ihre Gefühle nicht nur besser wahrnehmen, sondern dass ihre Körper auch empfindsamer auf dargestellte Gefühlsregungen reagieren. Sie lässt darauf schließen, dass die Künste eine Rolle beim Empathietraining spielen könnten.
Um zu untersuchen, wie die individuelle Empfindsamkeit gegenüber der Körperbewegungen anderer Menschen schwankt, haben die Forscher 19 Ballett-Tänzern und einer Kontrollgruppe von 24 Personen ohne Tanzerfahrung kurze Videoclips von Ballett-Tänzen gezeigt. Die 48 verwendeten Videos zeigten echte Live-Auftritte in schwarz-weiß und ohne Ton. Die Gesichter der Tänzer waren in jedem Clip unkenntlich gemacht, sodass kein Gesichtsausdruck zu sehen war, und die dargestellte Bewegung in den Clips war entweder fröhlich oder traurig.
Um sicherzugehen, dass die erkannten Veränderungen auf Gefühlsregungen zurückzuführen sind, wurden bei der Hälfte der Tests die Bewegungen in der Reihenfolge abgespielt, in der sie erlernt wurden (vorwärts gerichtete Darstellung), und bei der anderen Hälfte wurden die Bewegungen rückwärts abgespielt (Kontrollbedingung).
Während die Teilnehmer die Videos sahen, brachten die Forscher Elektroden an ihren Fingern an, um die fast unmerkliche Schweißreaktion festzustellen, die durch eine emotionale Reaktion ausgelöst wird. Die Teilnehmer wurden auch gebeten, ihre emotionale Reaktion zu bewerten, insbesondere, ob die Bewegungen sie glücklich oder traurig machten.
Die Forscher fanden heraus, dass erfahrene Tänzer stärker zwischen glücklichen und traurigen Tanz-Clips unterschieden, die in der gewöhnlichen, vorwärtsgerichteten Richtung abgespielt wurden, als die Kontrollteilnehmer. Weiterhin fanden sie über die Betrachtung der Schweißreaktion über die Elektroden an den Fingern der Teilnehmer heraus, dass sowohl die Tänzer als auch die Kontrollgruppe die Gefühle der Ballett-Videoclips richtig herausfanden, die Tänzer jedoch körperlich sehr viel stärker darauf reagierten.
Die Studie legt nahe, dass das Training des körperlichen Ausdrucks von Gefühlen – wie z.B. Ballett oder andere Formen des Tanzens – die individuelle Empfindsamkeit gegenüber Gefühlen, die von anderen ausgedrückt werden, erhöht. Das Training durch Tanzen und Bewegungstherapie könnte demnach die Behandlung von Störungen wie beispielsweise Autismus-Spektrums-Störungen unterstützen, die oft mit Problemen beim Verstehen und Interpretieren sozial-emotionaler Informationen einhergehen.
Das sagen die Forscher
Dr. Julia F. Christensen, Forschungsmitarbeiterin der Newton International (finanziert von der British Academy) im Forschungsbereich kognitive Neurowissenschaften und der AutismusForschungsgruppe an der City University of London und leitende Autorin der Veröffentlichung, sagte:
„Das Interessante an dieser Studie ist, dass die Tänzer nicht nur die Gefühle besser erkannten, sondern dass ihre Körper auch empfindsamer auf die dargestellten Gefühlsregungen reagierten. Insbesondere haben wir gesehen, dass die Körper der Tänzer zwischen verschiedenen, in den Clips ausgedrückten Gefühlen unterschieden, während die Kontrollteilnehmer diesen Unterschied nicht zeigten.
„Das Beweismaterial lässt darauf schließen, dass das Trainieren körperlichen Ausdrucks Tänzer empfänglicher dafür macht. Folglich deutet dies auf die interessante Möglichkeit hin, dass die neurokognitiven Mechanismen trainiert werden können. Unsere Studie zeigt weiterhin, dass Tanztraining eine Möglichkeit sein kann, die Gefühlswahrnehmung zu verbessern.
„Man könnte sogar vermuten, dass Tanzen den Menschen empathischer macht, denn scheinbar lernt man, automatisch und gleichzeitig empfindsamer auf die Ausdrücke anderer zu reagieren. Dies muss jedoch noch durch Tests belegt werden. Dieser Gedanke kommt einem intuitiv, wenn man davon ausgeht, dass jeder emotionale Ausdruck – sei es über das Gesicht oder den Körper – normalerweise eine Muskelbewegung mit sich bringt. Letztendlich bedeutet Gefühl eben auch Bewegung.“
Was ist denn Eure Meinung zu dem Thema, denkt Ihr das Tänzer durch das Tanzen empfindsamer werden? Ich persönlich bin mir da nicht so sicher, vielleicht werden einfach eh schon empfindsame Leute eher von Musik und Tanz angezogen, da es eine gute Möglichkeit bietet sich ohne große Worte auszudrücken.
Hallo,
hmm..schwer zusagen. Ich kenne leider niemanden in meinem Freundeskreis, die/der tanzt. Ich kanns mir aber vorstellen, dass sie Ihre Emotionen besser ausdrücken können als ein Normalsterblicher, denn Künstler müssen ja im Prinzip ihre Emotionen gut beherrschen.