Die meisten Menschen haben wohl schon einmal den gängigen Spruch geäußert, dass früher alles besser war, egal, ob dieser auf das eigene Privatleben oder die generelle Lage der Welt bezogen ist. Allerdings handelt es sich dabei – zumindest was die Lage der Welt angeht – häufig um eine Fehleinschätzung.
Die Fakten zeigen nämlich, dass sich die meisten Dinge stetig verbessern. So wächst die Kluft zwischen dem Empfinden der Menschen und der Realität kontinuierlich. Vor allem die eigene Jugend wird im privaten Bereich mit steigendem Alter immer stärker glorifiziert. Natürlich war dies in vielen Fällen ein besonders spannender Lebensabschnitt – hier lesen was in der Jugend keinesfalls versäumt werden durfte – dennoch bedeutet dies nicht, dass in der Gegenwart wirklich alles schlechter ist.
Weltweite Verbesserungen in vielen Bereichen
Ein Großteil der Indikatoren für ein gutes Leben hat sich weltweit in den letzten Jahrzehnten stark verbessert, egal, ob Bildung, Einkommen, Lebenserwartung oder Gesundheit. Die Kurven entwickeln sich alle steil nach oben. Dies gilt nicht nur für die reichen Industrienationen, sondern ebenfalls für Indien und China, also die Schwellenländer, sowie für die armen Ländern auf dem afrikanischen Kontinent.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges haben sich der Wohlstand und die Gesundheit auf der ganzen Welt stark verbessert. Zum Beispiel ist die Lebenserwartung in China in einem Zeitraum vom 50 Jahren um ganze 23 Jahre gestiegen. Weltweit leben zwar auch in den heutigen Zeiten noch rund 800 Millionen Menschen in Armut, allerdings lag diese Zahl im Jahr 1980 noch bei 1,5 Milliarden.
In Forschungen konnte bereits festgestellt werden, dass diejenigen, die der Meinung sind, dass in der Vergangenheit alles besser war, kaum ausreichend über die aktuelle Datenlage informiert sind. Sollten die Studienteilnehmer auf Fragen antworten, die sich auf dieses Thema beziehen, konnten ganze 15 Prozent noch nicht mal eine der gestellten Fragen richtig beantworten – keiner konnte die volle Punktzahl erreichen.
Viele Menschen sind pessimistisch
Die fehlerhaften Einschätzungen der Menschen lassen sich allerdings nicht auf eine mangelnde Bildung oder Intelligenz zurückführen. Der Großteil der falschen Antworten in der genannten Studie stammte von der Gruppe, die aus Nobelpreisträgern bestand.
Der Grund liegt vielmehr in einer generellen pessimistischen Haltung der Menschen. In den Fortschritt der Menschheit wird durch den gängigen Pessimismus kaum vertraut. Allerdings entspricht diese Geisteshaltung nicht der Realität. Das bedeutet allerdings nicht, dass die richtigen Einschätzungen lediglich von realitätsfernen und hemmungslosen Optimisten getätigt werden könnten.
Possibilisten: Gefahren und Fortschritte abschätzen können
Vielmehr kommt es auf die Possibilisten an. Zu dieser Gruppe gehören Menschen, die es schaffen, Gefahren und Fortschritte abzuschätzen und gegeneinander abzuwägen. So können die Fortschritte, welche die Menschheit in den vergangenen Jahrzehnten gemacht hat, anerkannt werden und gleichzeitig Zuversicht vermitteln, dass es auch in Zukunft noch weitere Fortschritte geben wird. Mit Optimismus hat dies nichts zu tun, sondern vielmehr damit, die Dinge vernünftig und klar einzuordnen.
Es kommt bei diesem Thema auch in hohem Maße darauf an, ob lediglich der aktuelle Zustand der Welt bewertet wird, oder die Entwicklung der vergangenen Jahre. Natürlich hat die Welt auch aktuell mit Problemen, wie Klimaerwärmung, Terror und Kriegen, zu kämpfen. So mag der Zustand der Welt zwar noch immer nicht als gut bewertet werden können, allerdings ist dieser nicht mehr so schlecht zu bewerten wie noch vor 50 Jahren.