Der Siegeszug des Minimalismus führte zuerst durch die bildende Kunst, danach folgten Architektur und Design. Bei der „Kunst des Weglassens“ handelt es sich heute um einen beliebten Einrichtungsstil, der dafür sorgt, dass nichts Überflüssiges in der Wohnung zu finden ist.
Die Basis des Minimalismus bildet der Gedanke, dass Überfluss schädlich ist, da dieser vom Wesentlichen ablenkt. Das gilt sowohl im Designbereich als grundsätzlich für das Leben. Die eigene Wohnung einer Entrümpelung zu unterziehen liegt somit stark im Trend. Interessante Informationen zu dem Hintergrund des Minimalismus liefert der folgende Beitrag.
Verzicht ist eine Kunst
An ihren Anfängen begegnete die Minimal Art mit ihrer reduzierten Formgebung noch einer ablehnenden Haltung. Der Feuilleton hielt sich mit Kritik an minimalistischen Kunstwerken kaum zurück. Doch schnell zog der Minimalismus auch in weitere Kunstrichtungen, wie Literatur, Musik und Theater ein.
Beispielsweise begann der Schriftsteller Raymond Carver damit, sich nur auf die wahre Essenz der Handlung in seinen Werken zu konzentrieren. So entschlackte er seine Geschichten, indem er zum Beispiel vollständig auf komplexe Schachtelsätze verzichtete. Auch die „Haut-und-Knochen-Architektur“ von Mies van der Rohe erinnerte seit Beginn der 1920er Jahre an dieses Konzept – großflächige Glasfassaden mit einem Stahlrahmen, sodass die Innen- und Außenbereiche vereint wurden und einen totalen Raum schafften.
Der minimalistische Wohnstil
Die Anfänge des Minimalismus liegen also bereits viel weiter zurück, als die heute bekannte Bezeichnung. Es gibt keine Epoche, auf die der Minimalismus eingegrenzt werden kann. Vielmehr handelt es sich um einen Stil, der ständigen Weiterentwicklungen unterliegt. Der bereits erwähnte Mies van der Rohe prägte beispielsweise auch den heute sehr bekannten Satz „Weniger ist mehr“.
Der erste wahre Höhepunkt des minimalistischen Designs kann in die 1980er Jahren verordnet werden. Er konnte als gegenteilige Bewegung zur Postmoderne verstanden werden. Dominant waren glatte Oberflächen, klare Linien und Farben wie Grau, Schwarz und Weiß.
Auf diese Abgrenzung setzen die Minimalisten auch heute noch. Beispielsweise zeichneten sich die Produkte von Jasper Morrison durch Bescheiden und Benutzerfreundlichkeit aus. Verspielte Formen übergingen seiner Meinung nach die eigentlichen Nutzerbedürfnisse. Die Designvorgaben im Minimalismus beinhalten somit eine Farbwelt aus Grau, Weiß und Schwarz sowie eine klare Formgebung.
Reduziertes Design als Wohnkonzept
Der Kreativchef der Accessoires- und Lifestyle-Kette Muji aus Japan, Naoto Fukasawa, war einer der Lehrmeister von Morrision. Für ihn besteht seine Arbeit darin, die Poesie eines Objektes stets aufrecht zu erhalten, es allerdings dabei auf seine Essenz zu reduzieren.
Im Fokus des Minimalismus steht ein funktionales Design, jedoch kein Funktionalismus. Im Vordergrund geht es nicht darum, einen Mechanismus offenzulegen, sondern die Produktästhetik hervorzuheben. Übersetzt bedeutet dies, dass Objekte, die simpel aussehen, nicht unbedingt auch simpel sein müssen.
Hinsichtlich des Designs eines Produktes heißt das, dass eine schöne und unkomplizierte Form durchaus eine komplexe Technik beinhalten kann. Es wird ein Spannungsfeld zwischen Unruhe und Ruhe geschaffen, welches im heutigen Alltag eine große Wirkung hat.
Durch die immer komplexer werdende Welt wächst die Sehnsucht in den Menschen nach Einfachheit. Nicht das Maximum wird gewünscht, sondern das Minium. So war es möglich, dass die ehemalige Kunstrichtung zu einem Lebensstil avanciert. Daraus wiederum ist ein Wohnstil gewachsen, der die moderne Einrichtung maßgeblich beeinflusst.